Donnerstag, 7. Januar 2010

Geheimdienste abschaffen?

Das wäre ungefähr so als würde eine Schafherde beschliessen den Schäfer und seine Hütehunde abzuschaffen - und fortan nur noch wild und gefährlich zu leben.
So aber ist es doch viel sicherer: Man wird ab und an geschoren und gemolken, zu Ostern verschwinden ein paar Lämmer, aber ansonsten kann man in Ruhe seinem Tagewerk nachgehen.


Die einigen Leute zu geringe Polizeipräsenz auf der Strasse hat nicht etwa Spargründe, wie uns Polizei und Medien glauben machen wollen

Wenn wenig Polizei in der Öffentlichkeit zu sehen ist, dann nicht etwa weil es zu wenig Polizisten gibt, sondern weil Polizei viel effektiver im Verborgenen und bereits im Vorfeld aktiv ist. Wie jede Armee, so hält auch die deutsche Polizei ihre wahren Kräfte und Möglichkeiten gerne im Verborgenen - der Feind soll die wahre Stärke der Polizei unterschätzen. So lockt man Feinde aus der Reserve und kann der Öffentlichkeit mit den Gefangenen dann die eigene Effektivität und vor allem Notwendigkeit beweisen.

Folgender Text eines kubanisches Autors erscheint mir auch repräsentativ für unsere Situation, scheint also universelle Gültigkeit im globalen Polizeistaat zu haben. Nur: Die normalen Leute in Kuba können nicht wissen, dass es hier ähnlich ist; aber wir können es wissen.

Ebenso gibt es an und für sich keine Polizeirepression wie man sie in der westlichen Welt versteht. Der Polizist wird (wie schon der Zensor) ganz an den Anfang der Kette gesetzt: Er ist in jedem Viertel, jedem Staatsbetrieb allgegenwärtig [so wie bei uns die Datensauger und Überwacher bei Lidl, Schlecker, Telekom, Bahn, ARD, ZDF, Pro7-Group, usw] ist Teil des Gesellschaftssystems, so dass er darin verschwindet bzw. unsichtbar wird. Eine präventive Polizei, wie ein Gesundheitswesen, das auf die Vorsorge setzt.

Sieht man sie jedoch auf der Strasse patroullieren, ist es ein schlechtes Zeichen, ein deutlicher Hinweis, dass etwas falsch läuft. Denn wenn die Freiwilligen, die auf ihren Posten Polizeifunktionen ausüben sollen, stillschweigend zu "desertieren" beginnen
[bei uns desertiert niemand, weil er seine/sie ihre Spitzelei gut bezahlt bekommt] lässt der Denunziationseifer nach, und die Regierung muss auf die eigentliche Polizei zurück greifen und - da sei Gott vor! - Demonstrationen niederschlagen. Was bereits als Katastrophe angesehen wird. Denn bei einer "guten" Polizei - in fünfzehn, zwanzig Jahren niemals Knüppelschläge in der Öffentlichkeit - sind, wenn tatsächlich auf der Strasse geknüppelt wird, sogleich die Verteidiger der Menschenrechte zur Stelle und schreien und protestieren.
Quelle: Jose Manuel Prieto - Die kubanische Revolution und wie erkläre ich sie meinem Taxifahrer

Vorfälle wie U-Bahn-Attacken sind möglicherweise von einigen Behördenvertretern sogar gewollt, weil sie den Ruf nach noch mehr Polizeipräsenz und Überwachung auslösen, also helfen noch mehr Steuergelder in die Taschen der Überwacher zu lenken und weil sie zeigen sollen, dass der Einzelmensch nichts gilt und chancenlos ist, dass nur die Herde Schutz bietet - unter der Obhut von Schäfer und Hütehunden, also Geheimdiensten und Polizei.