Mittwoch, 5. August 2015

Der erste von 10 000

Neulich war ich im Bürgeramt um einen neuen Perso zu beantragen. Auf einem Kundenbearbeitungsplatz neben mir saß ein junger Mann in meinem Alter, der einen neuen Reisepass haben wollte. Alles lief glatt, bis zu dem Moment, als er seine Fingerabdrücke abgeben sollte. Er fragte die Sachbearbeiterin, ob das Pflicht oder Kür sei. Sie meinte, das müsse laut Gesetz so sein. Auf seine Nachfrage, wo genau das geschrieben stünde, konnte sie nur das Paßgesetz, aber keinen Paragrafen nennen. Der Kunde meinte, zur eindeutigen Identifizierung würden doch eigentlich die Abdrücke der kleinen Finger ausreichen, warum die der Zeigefinger genommen werden, das könne dann doch für andere Zwecke misbraucht werden. Die Sachbearbeiterin versicherte, die eingescannten Abdrücke würden sofort nach dem Abschicken des Antrags wieder vom Computer gelöscht, worauf der Kunde meinte, er glaube nicht mehr an den Weihnachtsmann. Die beiden kamen überein, dass der Kunde sich erst noch schlau machen wolle, was genau im Passgesetz steht,  und die Sachbearbeiterin meinte, sie könne nicht darauf warten, das sei nicht vorgesehen, er sei der erste von zehntausend Antragstellern, der darüber diskutiere, und sie müsse den Vorgang komplett rückabgewickeln.
Der Vorfall hat bei mir Nachdenken über das Thema ausgelöst.  Ich habe nun auchmal im Internet recherchiert und gefunden, daß die Kritiker innerhalb der Politik angeblich schon stolz darauf waren, die Weiterverwendung der Fingerabdrücke bei den Ordnungsämtern gestoppt zu haben. Das scheint gängige Strategie der Bürgerverarschung. Man packt in jedes brisante Vorhaben noch ein paar weitere übertriebene Vorhaben, um die man dann scheinbar  verbissen kämpft, aber die man schon von vornherein als Bauernopfer eingeplant hat, um vom Hauptranliegen abzulenken. Und dann opfert man angeblich um des Friedens willen die Kleinigkeit, und hat die grosse Hauptsache problemlos durchgekriegt. 
Wenn es wirklich nur um die sichere Identifizierung der Passhinhaber ginge, würden tatsächlich die Abrdrücke  der kleinen Finger ausreichen, was relativ unbedenklich wäre, weil die kleinen Finger kaum woanders Abdrücke hinterlassen. Hingegen die Abdrücke der Zeigefinger können fast überall heimlich abgenommen werden, wo Menschen etwas angefasst haben. Ob Trinkgläser oder Zigarettenpackungen in einer Bar (zerknüllen viele darum instinktiv ihre leeren Packungen?), Autotüren, Bürogegenstände, alles mögliche. Heutzutage lassen sich Fingerabdrücke vermutlich schnell mittels Speziallampe und Spezialoptik in jedes Smartphone einscannen. Wenn von jedem Passinhaber die Abdrücke seiner Zeigefinger im elektronischen System gespeichert sind, dann könnte man beispielsweise heimlich die Fingerabdrücke an den Gläsern und Gegenständen einer Bar erfassen und an Insider oder Hacker verkaufen, und die wissen dann, wer dort war und anhand der Reste im Glas auch, was die Personen getrunken haben.  Oder jemand gibt seinen Leihwagen zurück. Überwacher scannen dann innerhalb weniger Minuten sämtliche Fingerabdrücke an Lack, Griffen, Sonnenblende usw in ihren MiniComputer ein, sortieren den erkannten Abdruck des Kunden aus, und die restlichen Abdrücke sind dann identifizierbare Personen, die mit dem Kunden in körperlicher, jedenfalls direkter persönlicher Beziehung stehen, inklusive Zeitraumzuordnung.  Das funktioniert natürlich auch mit  jedem  Auto und mit allen die Autos nutzen. Wohlgemerkt, wir reden hier nur über unschuldige, unverdächtige Menschen, die aus anderen Gründen für Überwacher interessant sind (vielleicht haben es die Überwacher auf wohlhabende Männer und attraktive Frauen abgesehen). Ohne die beim PaßAntrag hinterlegten Fingerabdrücke könnten sie das alles nicht herausbekommen (mal abgesehen davon, dass Ärzte sich etwas dazu verdienen könnten, wenn sie von ihren Patienten in Narkose heimlich deren Fingerabdrücke genommen und verkauft haben)! Die kleinen Finger hinterlassen vermutlich so gut wie nie Abdrücke - weil sie zum Greifen kaum genutzt werden, und weil sie nur mit wenig Druck eingesetzt werden, aber sie sind zur Identitätsfeststellung genauso eindeutig wie die übrigen Finger. Dass man dennoch nicht die Abdrücke der kleinen, sondern der Zeigefinger abgeben muss, wenn man aus Deutschland bzw der EU raus will, ist schlagender Beweis, dass es um die TotalErfassung und -Überwachung von uns geht, also im Hintergrund um anderen, um polizeilichen und geheimdienstlichen Zugriff, und es zeigt dass die Bürger mit offenen Augen pennen (Eyes wide shut) und die Politiker keine Demokraten sondern gekaufte, faschistische Idioten sind. 
Die Augen der gesamten Bevölkerung Indiens (über 1 Milliarde Menschen, rund 20 % der Weltbevölkerung) wurde bereits elektronisch erfasst. Irgendwann sagt man dann uns Deutschen oder Europäern, wenn die armen, unterentwickelten Inder sich alle haben mit ihren Augen registrieren lassen, also alle sich von der Maschine haben in ihre Augen blicken lassen, dann doch wohl erst recht wir demokratisch voll entwickelten Einwohner eines Techniklandes. Und den Indern sagt man, wenn die korrekten, ordentlichen Deutschen sich dennoch wie Kriminelle alle mit ihren Fingerabdrücken haben registrieren lassen, dann doch wohl erst recht die viel chaotischeren Inder. Und am Ende (also Morgen Abend) ist die gesamte Weltbevölkerung mit Augen, Fingerabdrücken, Genen, GPS-Daten, Kontodaten, Bewegungsprofilen und allem anderen Daten komplett erfasst und verksklavt.