Montag, 25. April 2011

Mühlentürme, oder: Sensor-Kristalle im Orbit











Bildbeschreibung:
Es handelt sich um das Coverbild vom Buch: Nada Brahma. Die Welt ist Klang. Von Joachim-Ernst Berendt.
Wir sehen im Bildhintergrund ein naturalistisch wirkendes Abbild der Erde, fast wie eine wissenschaftliche Aufnahme, von aussen aus dem Weltraum; wahrscheinlich sogar aus einer Satelliten-Umlaufbahn. Im Bild-Vordergrund, vermutlich auf der Satellitenbahn liegend, sehen wir fünf, in einer Reihe nebeneinander, in unterschiedlichen, kräftigen Farben einfach gemalte quaderförmige, mutmassliche Kristalle, die jeweils auf der Spitze einer andersfarbigen Pyramiden sitzen. Das erinnert an das berühmte allsehende Auge auf der Freimaurer-Pyramide; und die wiederum lässt an Überwachung denken. Jedes der Kristalle im Bild empfängt oder sendet eine andersfarbige Welle, also offenbar eine andere Frequenz, ankommend von oder abgehend in Richtung Erde. Die farbigen Frequenzbänder sind direkt mit den Kristallen verbunden, aber schon nach kurzer Strecke Richtung Erde verwischen sie recht plötzlich im Äther. Das legt nahe, dass die Wellen nicht gesendet, sondern empfangen, erst kurz vor dem Erreichen der Kristalle selektiv aus dem diffusen Äther gefischt werden. Scheinbar wird also die bekannte Tatsache gezeigt, dass Heerscharen von Satelliten ständig über uns im Weltall schweben, die alles Mögliche von der Erdoberfläche registrieren und messen. Dennoch wirkt das Bild anders. Warum wurden die Kristalle gemalt, statt eine ähnliche Art fotografischer Darstellung zu verwenden, wie bei der Abbildung der Erde. Vermutlich wegen dieser Diskrepanz zwischen dem Naturalismus der Erddarstellung und der naiven und dennoch futuristischen Malerei der Satelliten-Kristalle scheint das Bild mehr zu sagen, als nur eine Selbstverständlichkeit. Während die naturalistisch wirkende Abbildung der entfernten Erde eine Identifikation mit ihr fördert und die räumliche Distanz zu ihr gradezu spürbar macht, erzeugen die einerseits viel technischeren, aber weil gemalt, gleichzeitig auch unbestimmter wirkenden Kristalle, eine gewisse Magie, ihre unbestimmte Darstellung regt die Phantasie an. Der Maler weiss wie die Erde aus dem Weltall aussieht, aber bei den Empfangs-Kristallen weiss er nur dass es sie gibt, aber er weiss offenbar nicht genau wie sie aussehen. Warum ist das so? Von welcher Art sind die Kristalle? Welche Art von Wellen, von Informationen empfangen sie?
In dem Buch geht es um die Welt als Klang. Dennoch zeigt das Titelbild keine Poesie, sondern reine Technik. Es geht um die unterschiedlichsten Formen von Schwingungen und Wellen, von den Schwingungen der Atome, über Schall und Licht bis Radiowellen und darüber hinaus. Und obwohl das Buch von einem Musik-Menschen verfasst wurde, zeigt das oben beschriebene Titelbild die rein technische Erfassung aller dieser unterschiedlichen Schwingungen und Wellen. Das Titelbild signalisiert also die totale Überwachung.
Die Kristallgebilde lassen aber auch an Mühlentürme denken. Im Zusammenhang mit totaler Überwachung lässt mich das wiederum an den Spielfilm Die Torremolinos Homevideos denken. Torremolinos = Mühlentürme. In dem Film geht es auf klamaukige Weise quasi darum, dass die persönliche wirtschaftliche Not abgewendet werden kann, durch völlig Blosslegung der Intimsspähre - und zwar mehr als einem suggeriert wird und man letztlich akzeptieren würde, wenn man es vollumfänglich wüsste.